Euro-Rettung: Der heimliche Krisengewinner
Deutschland zahle bei der Euro-Rettung für die anderen, heißt
es – die Wahrheit ist etwas komplizierter.
© Sean Gallup/Getty Images
Wegen der Krise.
Deutsche Banken können sich Geld ganz billig leihen
In der politischen Auseinandersetzung hierzulande ist viel davon die Rede, dass die Deutschen in dieser Krise große Opfer erbringen: Sie bürgten mit vielen Milliarden für Staaten, die ihre Haushalte nicht im Griff hätten. Sie müssten zusehen, wie ihre Ersparnisse schwänden, weil die Banken kaum noch Zinsen bezahlten. Und sie seien dabei im europäischen Vergleich noch nicht einmal besonders wohlhabend.
Die Geschichte von den erdrückenden Rettungskosten wird wieder erzählt werden, wenn der Bundestag am Donnerstag dieser Woche über das umstrittene Rettungspaket für Zypern abstimmt. Es gibt jetzt schließlich mit der Alternative für Deutschland eine Partei, die den Austritt aus der Währungsunion fordert – und die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wird.
Diese Geschichte ist nicht falsch. Deutschland hat ja tatsächlich viele Risiken übernommen. Doch es gibt noch eine andere Geschichte, die weniger oft erzählt wird. Sie handelt davon, wie das Land von der Krise profitiert.
So wie Stefan Lothar. 200.000 Euro muss sich Lothar, der seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen will, für zehn Jahre leihen, um den Bau stemmen zu können. So hat er sich das ausgerechnet. Er bezahlt für den Kredit 2,4 Prozent Zinsen pro Jahr. Vor Ausbruch der Krise verlangten die Banken noch mehr als fünf Prozent für ein solches Darlehen.
Die niedrigen Zinsen mögen für Sparer ein Ärgernis sein – für alle diejenigen, die etwas vorhaben, sind sie ein Segen. Obwohl die Immobilienpreise gestiegen sind, ist der Hauskauf auch für Bezieher kleinerer Einkommen erschwinglich geworden, die sich auf diese Weise für das Alter absichern können. Allein im Januar wurden in Deutschland Bauvorhaben im Wert von 3,4 Milliarden Euro genehmigt – ein Anstieg von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Er stützt auch die Konjunktur. Im Baugewerbe werden immerhin 10 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung erbracht.
Wer wissen will, warum Bauen derzeit so günstig ist, der muss mit Andreas Bamberg sprechen. Bamberg ist Leiter Refinanzierung bei der Deka-Bank, dem Zentralinstitut des öffentlich-rechtlichen Bankensektors. Sozusagen die Sparkasse der Sparkassen. Bambergs Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Deka-Bank immer flüssig ist.
Wenn eine Bank einen Kredit an einen Bauherrn vergibt, dann hat sie das Geld in der Regel nicht vorrätig. Sie muss es sich selbst leihen. Dazu gibt sie Wertpapiere aus, die mit den gebündelten Forderungen aus dem Immobiliengeschäft abgesichert sind. Je niedriger der Zins ist, den die Banken selbst den Investoren bieten müssen, desto niedriger ist auch der Zins, den sie ihren Kunden abverlangen.